Ankunft der Fähre von Tanger nach Tarifa

Tarifa: am Südzipfel des europäischen Festlands

Tarifa: am Südzipfel des europäischen Festlands

Tarifa ist ein Ort der vielen Facetten. Am südlichsten Punkt des europäischen Festlands gelegen, bietet diese spanische Stadt eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Natur, und Aktivitäten. Von atemberaubenden Stränden bis hin zu historischen Sehenswürdigkeiten, hier ist für jeden etwas dabei.

Atemberaubenden Strände und Wassersportparadies

Einer der Hauptanziehungspunkte von Tarifa sind zweifelsohne die Strände. Mit endlosen Sanddünen und kristallklarem Wasser bieten sie einen perfekten Ort zum Entspannen und Sonnenbaden. Der Playa de los Lances und der Playa de Valdevaqueros sind besonders beliebt bei Sonnenanbetern und Wassersportlern. Die konstanten Winde ziehen Kitesurfer und Windsurfer aus der ganzen Welt an. Es gibt zahlreiche Schulen und Verleihstationen, die es Anfängern leicht machen, diese aufregenden Sportarten auszuprobieren. Tarifa ist weltweit bekannt für sein jährliches Windfest, das Wind- und Kite-Surfer aus der ganzen Welt anzieht.




Blick von der Isla de las Palomas auf Tarifa und die Windkraftanlagen im Hinterland
Blick von der Isla de Las Palomas, auch Isla de Tarifa genannt, auf Tarifa. Die Insel hat der Stadt ihren Namen geschenkt, ist aber heute keine Insel mehr, sondern durch einen Damm mit dem Festland verbunden, der Atlantik und Mittelmeer trennt. Im Jahr 710 soll der muslimische Kommandant Tarif Abu Zara hier an Land gegangen sein, woraufhin die Insel „Al Yazirat Tarif“ (die Insel von Tarif) genannt wurde. Laut Überlieferung sollte Tarif die militärische Lage in dieser Region für seinen Feldherrn Tāriq ibn Ziyā auskundschaften, bevor die Mauren ein Jahr später von Gibraltar aus mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel begannen.

In der Region: Straße der weißen Dörfer und Naturparks

In der Umgebung von Tarifa erstreckt sich die berühmte „Straße der weißen Dörfer“. Diese malerischen Ortschaften mit ihren weiß getünchten Häusern sind nicht nur äußerst fotogen, sondern bieten auch Einblicke in das authentische spanische Leben. Die Region um Tarifa beheimatet auch mehrere Naturparks, darunter der Naturpark Los Alcornocales und der Naturpark La Breña. Diese Gebiete sind ideal zum Wandern und Beobachten von Vögeln. Mit etwas Glück können Sie majestätische Geier oder Wanderfalken in der freien Natur sehen. Die Lage von Tarifa am südlichen Zipfel Europas macht sie zum idealen Ort für Vogelbeobachter. Jedes Jahr ziehen Tausende von Zugvögeln auf ihrem Weg nach Afrika über Tarifa hinweg. Ein Spektakel, das man gesehen haben muss.

In der Straße von Gibraltar bei Tarifa können Besucher eine Vielzahl an Walarten beobachten. Häufig sind Delfine, Große Tümmler und Schwertwale zu sehen, gelegentlich auch Finnwale und Grindwale. Diese Meeressäuger bieten ein aufregendes Naturschauspiel für Naturliebhaber. Die beste Zeit für Walbeobachtungen in der Straße von Gibraltar ist zwischen April und September.

Meerenge von Gibraltar mit Tarifa und Tanger
Meerenge von Gibraltar mit Tarifa und Tanger | Quelle: Openstreetmap

 

Geschichte von Tarifa

Seit dem Altertum gibt es eine reiche Geschichte der Verbindungen zwischen Tanger und Tarifa, zwei Städte, die durch die Straße von Gibraltar voneinander getrennt sind. Diese Verbindungen sind von großer Bedeutung, da sie nicht nur kulturelle und wirtschaftliche Auswirkungen hatten, sondern auch die Entwicklung der gesamten Region geprägt haben.

 

Antike Handelsrouten und kultureller Austausch

Schon in der Antike waren Tanger und Tarifa wichtige Knotenpunkte für den Handel und kulturellen Austausch. Die Phönizier gründeten Tanger im 5. Jahrhundert v.Chr. und etablierten Handelsrouten, die auch auf die iberische Halbinsel führten. Diese Verbindungen ermöglichten den Austausch von Waren, Ideen und kulturellen Einflüssen zwischen Nordafrika und Europa. Die archäologischen Funde legen nahe, dass Tarifa ebenso wie Cádiz zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. von den Phöniziern gegründet wurde. Eine Besiedlung durch die Römer ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. ist gesichert.,



 

Maurische Epoche

Während der maurischen Herrschaft im Mittelalter war Tanger ein wichtiger Stützpunkt für die Eroberung der iberischen Halbinsel. Im Jahr 711 n.Chr. landete der maurische Heerführer Tariq ibn Ziyad in der Nähe von Tarifa und startete die Eroberung. Diese Ereignisse stellten einen entscheidenden Moment in der Geschichte der Verbindungen zwischen Tanger und Tarifa dar, da sie die muslimische Präsenz in Spanien etablierten und zu einem anhaltenden kulturellen Austausch führten. Heute zeugen gut erhaltene Festungsmauern und Türme von dieser bewegten Geschichte.

Puerta de Jerez, das letzte von ehemals drei Stadtoren von Tarifa
Die mittelalterliche Stadtmauer von Tarifa stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie diente einst der Verteidigung der Stadt und hatte ursprünglich drei Stadttore, von denen heute nur noch das Puerta de Jerez erhalten ist.

Zeiten des Handels und der Piraterie

Während der Renaissancezeit blühte der Handel zwischen Tanger und Tarifa auf. Die Straße von Gibraltar wurde zu einer wichtigen Schifffahrtsroute, und die beiden Städte profitierten von diesem florierenden Handel. Allerdings waren diese Gewässer auch das Revier von Piraten, die die Handelsrouten unsicher machten und zu Konflikten zwischen den beiden Städten führten.

 

Tarifa heute

Die Kathedrale von Tarifa ist ein beeindruckendes Beispiel gotischer Architektur. Ein Besuch lohnt sich, um die eindrucksvolle Baukunst zu bewundern. Jeden Sonntag findet in Tarifa ein Kunsthandwerksmarkt statt, wo handgefertigte Souvenirs erworben und das Talent lokaler Künstler bewundert werden kann. Das Nachtleben rund um den Hafen ist lebhaft und abwechslungsreich mit vielen Bars und Clubs, um die Nacht zum Tag zu machen. Die entspannte Atmosphäre und die freundlichen Einheimischen machen Tarifa zu einem großartigen Ort. Die Stadt liegt nur 31,1 Kilometer (Luftlinie) von der marokkanischen Küste entfernt. Tagesausflüge (Fahrtzeit: circa 90 Minuten) nach Marokko sind von hier aus problemlos möglich und bieten die Möglichkeit, eine andere Kultur zu erleben.

Hafen von Tarifa
Hafen von Tarifa: Die Fähre nach Tanger fährt mehrmals täglich von hier ab und benötigt etwa anderthalb Stunden für die Überfahrt. Auf der anderen Seite der Meerenge befindet man sich in einer völlig anderen Welt. Tanger ist eine Millionenstadt mit viel zu entdecken, insbesondere die historische Altstadt direkt am Hafen ist sehenswert.



Heute gibt es eine enge wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Tanger und Tarifa. Beide Städte profitieren von ihrem geografischen Standort an der Straße von Gibraltar und haben Handelsabkommen geschlossen, die den Austausch von Waren und Dienstleistungen erleichtern. Der Hafen von Tanger ist zu einem der wichtigsten in der Region geworden und spielt eine Schlüsselrolle im internationalen Handel. Der kulturelle Austausch zwischen Tanger und Tarifa ist lebendiger denn je. Touristen aus aller Welt besuchen beide Städte, um die reiche Geschichte, die kulinarischen Köstlichkeiten und die beeindruckende Architektur zu erleben. Darüber hinaus gibt es kulturelle Veranstaltungen, die den Dialog zwischen den Bewohnern beider Städte fördern und zu einem tieferen Verständnis beitragen.

Der Berg Jbel Musa auf afrikanischem Festland
Blick von Tarifa auf den Jbel Musa: Nach der griechischen Mythologie errichtete Herakles diesen zusammen mit dem Felsen von Gibraltar als Säulen, die die Welt stützen. Daher werden die beiden als die Säulen des Herakles bezeichnet.

Verbindungen in der Zukunft

Erste Ideen zum Eisenbahntunnel  bereits 1930

Die Zukunft der Verbindungen zwischen Tanger und Tarifa verspricht noch mehr Wachstum und Zusammenarbeit. Beide Städte investieren in Infrastrukturprojekte, die die Transportverbindungen weiter verbessern und die Handelsmöglichkeiten erweitern werden. Tanger und Tarifa setzen verstärkt auf erneuerbare Energien, um ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren. Dies wird nicht nur die Städte selbst, sondern auch die Verbindungen zwischen ihnen nachhaltiger gestalten. Der Bau eines Tunnels zwischen Spanien und Marokko, der schon seit 1930 erstmals angedacht und 1979 etwas konkretisiert wurde, könnte 2030 wieder aufgenommen werden. Laut den Plänen soll der rund 40 Kilometer lange Eisenbahntunnel – auch Afro-Tunnel  genannt – zwischen Tarifa und Tanger errichtet werden. 28 Kilometer davon würden unter Wasser in etwa 300 Meter Tiefe verlaufen, der Rest als Tunnel unter dem Festland. Dadurch könnten Reisende Tarifa und Tanger jeweils in etwa einer halben Stunde mit dem Zug erreichen. Schätzungen zufolge könnten jährlich rund 13 Millionen Passagiere den Tunnel nutzen. Von Tanger aus gibt es bereits eine rund 300 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Rabat. Sofern auch die Verbindung von Madrid bis Tarifa ausgebaut wird, wäre es theoretisch möglich, in etwa fünfeinhalb Stunden mit dem Zug von Madrid nach Casablanca und weiter nach Marrakesch zu fahren. Darüber hinaus könnten durch den Tunnel auch schnellere Verbindungen zwischen Madrid, Algier und Tunis entstehen.  Der Tunnel soll parallel zu einer Gaspipeline verlaufen, die nigerianisches Erdgas – irgendwann einmal vielleicht auch grünen Wasserstoff – nach Europa bringen wird.




Realisierung ab 2030 möglich?

Wegen politischer Spannungen zwischen Spanien und Marokko lag das Tunnelprojekt lange auf Eis. Spaniens verfolgt Interessen in der Westsahara, darüber hinaus gibt es Spannung weil es das britische Überseegebieit Gibraltar zurückgewinnen möchte. Erst im letzten Jahr haben es die beiden Länder wieder aufgenommen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, an der auch die Europäische Union beteiligt ist. Laut den Plänen soll der rund 40 Kilometer lange Tunnel, wovon 28 Kilometer unter Wasser in etwa 300 Meter Tiefe verlaufen würden, die spanische Stadt Tarifa mit der marokkanischen Stadt Tanger verbinden. Dadurch könnten Reisende in etwa dreißig Minuten von Europa nach Afrika gelangen. Jährlich könnten rund 13 Millionen Passagiere den Tunnel nutzen. Das Projekt verspricht nicht nur für Spanien und Marokko, sondern auch für den Handel und Tourismus zwischen Europa und Afrika große Bedeutung. So könnte der Tunnel beispielsweise den Transport von grünem Wasserstoff und Gas von Marokko nach Europa erleichtern. Allerdings bleibt der Tunnelbau in dieser Größenordnung und Gegend eine enorme technische Herausforderung. Im Meeresboden befinden sich extrem hartes Gestein und instabiler Lehmboden, zudem liegt die Straße von Gibraltar in einer Erdbebenzone. Experten zufolge wären diese Probleme zwar überwindbar, doch ob das Projekt auch wirtschaftlich sinnvoll wäre, ist fraglich.

Brücke als Alternative zum Eisenbahntunnel?

Als Alternative zu einem Tunnel wurde auch eine Brücke zwischen Spanien und Marokko diskutiert. Y-förmige Pfeiler sollten lange Spanweiten ermöglichen. Es gibt aber wichtige Aspekte, die gegen ein solches Bauwerk sprechen. So ist das Wasser hier bis zu 900 Meter tief. Entsprechende Brückenpfeiler zu bauen ist aus heutiger Sicht unmöglich. Hinzu kommt ein internationales Abkommen, indem geregelt ist, dass große Handelsschiffe die Straße von Gibraltar jederzeit kostenfrei passieren dürfen. Eine Brücke müsste demnach noch einmal mindestens 100 Meter Durchfahrtshöhe bieten, was ein extrem kostspieliges Unterfangen wäre.

Weitere Quellen: