DB-Museum in Nürnberg: Eisenbahn­geschichte zum Anfassen

DB-Museum in Nürnberg: Eisenbahn­geschichte zum Anfassen

Wer sich für die Eisenbahngeschichte interessiert, kommt am DB-Museum in Nürnberg, ganz in der nähe des Hauptbahnhofs, nicht vorbei. Über zwei Stockwerke und insgesamt 2500 m² führt ein anschaulich gestalteter Rundgang die Besucher durch die gesamte Eisenbahngeschichte. Die Räume sind teils nach Chronologie, teils nach Themen geordnet. Interessante Sonderausstellungen und Veranstaltungen ergänzen das Programm.

Lageplan des DB-Museum in Nürnberg von openstreetmap

Das DB-Museum befindet sich zusammen mit dem Museum für Kommunikation im Verkehrsmuseum Nürnberg, nur wenige Schritte nördlich des Hauptbahnhofs.
Adresse: Lessingstraße 6, 90443 Nürnberg
Internet: http://www.dbmuseum.de/

Öffnungszeiten

Montag geschlossen
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertagen* 10 bis 18 Uhr
Telefon: 0180 4 442233
*an ausgewählten Feiertagen ist das Museum geschlossen; siehe hierzu die Angaben auf der Website des Museums

Eintrittspreise

Der Eintritt für Erwachsene kostet 5 €,- (Stand August 2014). Für Kinder, Gruppen, Familien, Senioren und Studenten gibt es verschiedene Ermäßigungen.

Außenstellen in Koblenz-Lützel und Halle an der Saale

Schönbornsluster Straße 14, 56070 Koblenz-Lützel
Volkmannstr. 39, 06112 Halle (Saale)
In den Außenstellen gelten gesonderte Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Nürnberg – Geburtsort der deutschen Eisenbahn

Im Jahr 1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn auf der Strecke zwischen Nürnberg und Fürth. Die mittelfränkische Großstadt ist also so etwas wie der Geburtsort der deutschen Eisenbahn und somit der ideale Ort für ein Eisenbahnmuseum, das die Geschichte der Eisenbahn von ihren Anfängen in England bis zur deutschen Wiedervereinigung 1989 nachzeichnet.

Das DB-Museum dokumentiert die Eisenbahngeschichte kurzweilig und mit interaktiven Inszenierungen

Auffällig sind im Eisenbahnmuseum die vielen Kinder und jungen Leute, die interessiert und fasziniert durch die Gänge schlendern. Dass diese Zielgruppe von der Ausstellung angesprochen wird, ist kein Wunder, denn ihre Konzeption ist klar strukturiert, verständlich und kurzweilig. Texttafeln vermitteln genug, doch nicht zu viel Information und auch wer mit Infotafeln gar nichts anfangen kann, kann dennoch durch zahlreiche Miniaturmodelle, Fotowände, Originalmaterial, Skizzen und Zitate das Wesentliche der Ausstellung erfassen. Insbesondere an der Stelle, als der Gesellschaftswandel, den die Bahn mit sich gebracht hat, thematisiert wird, vermitteln expressive Zitate berühmter zeitgenössischer Künstler und Denker zur Eisenbahn die Veränderung, die für die Menschen damals schier unglaublich gewesen sein muss. „Man legt sich in dieses Bett wie zu Hause, es bebt ein wenig durch die Nacht hindurch, und das hat zur Folge, dass man am Morgen in Dresden ist“, lautet etwa eine Aussage von Thomas Mann, aus der das Erstaunen und die Faszination über die Eisenbahn deutlich herauszulesen ist.

Youtube-Video von myregioclip zum älteste eisenbahnhistorischen Museum der Welt

Lebendige Eisenbahngeschichte: der Nachbau der Lokomotive „Adler“, der Salonwagen des bayrischen Königs Ludwig II. und der fliegende Hamburger!

Die Texttafeln betten die Entwicklung der Eisenbahn in die deutsche Geschichte ein und erklären auch die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Umstände und Hintergründe. Insbesondere die Revolution von 1848, die Weimarer Republik und der Nationalsozialismus werden ausführlich behandelt. Besonders spannende Kapitel sind etwa die Bedeutung der Eisenbahn als Symbol für die Revolution (ein politisches Blatt jener Zeit hieß sogar „Die Lokomotive“) oder die Reichsbahn als größter Arbeitgeber Deutschlands in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit der Förderung von Gemeinschaftsgeist durch gemeinsame Freizeit- und Sportaktivitäten und Bahnangestellten-Siedlungen wurden die Arbeiter damals von ihren Hungerlöhnen abgelenkt. Auch dass die Reichsbahn eine immense Rolle im Holocaust beim Transport zigtausender Menschen in die Konzentrationslager gespielt hatte und dennoch kaum ein führender Bahnleiter dafür zur Rechenschaft gezogen worden ist, bleibt nach Verlassen der Ausstellung deutlich in Erinnerung.

Hauptbahnhof München während des Nationalsozialismus
Der Hauptbahnhof in München in der Nazizeit, dekoriert mit Hakenkreuzfahnen.
Bild: Elsa Herrmann, Neuburg an der Donau

Originalfotos, -waggons und -automaten hauchen der Ausstellung Leben ein

Der Bestand an originalen Objekten und Fotos ist im Nürnberger Eisenbahnmuseum sehr groß. Die Fotos, die teilweise über ganze Wände gedruckt sind, sind meist gut gewählt, von hoher Qualität und transportieren die Atmosphäre der Vergangenheit in die Ausstellung. Besonders imposant ist das Foto des Münchner Hauptbahnhofs zur Zeit des Nationalsozialismus. Die zahlreichen Hakenkreuzflaggen und die Dunkelheit wirken Unheil verheißend, die abgebildeten Züge sehen bedrohlich aus. Das gewaltige Foto zieht einen zugleich in den Bann und hinterlässt ein flaues Gefühl.

Die Deutsche Reichsbahn betrieb schon Ende des 19. Jahrhunderts ein ausgedehntes Streckennetz.
Die Deutsche Reichsbahn betrieb schon Ende des 19. Jahrhunderts ein ausgedehntes Streckennetz.
Bildquelle: Elsa Herrmann, Neuburg an der Donau

Ein ebenfalls sehr anschauliches Element sind die Streckennetze. Durch Knopfdruck werden hier die Strecken verschiedener Epochen leuchtend herausgestellt. Die Teilung zwischen West- und Ostdeutschland wird so besonders deutlich, denn das Streckennetz mit den rot leuchtenden Bahnstrecken macht zeigt sofort, dass es zwischen 1945 und 1989 keine einzige Bahnverbindung zwischen dem Osten und dem Westen gab.

In den Bereichen des Museums schließlich, das die neueren Epochen der Eisenbahngeschichte dokumentieren, gibt es auch einige Fernsehdarstellungen etwa von technischen Funktionsweisen.

Fahrerkabine eines Schienenbusses der Uerdinger Waggonfabrik
Die Uerdinger Schienenbusse wurden von 1950 bis 1971 gebaut und meist auf Nebenstrecken eingesetzt.
Bild: Elsa Herrmann, Neuburg an der Donau

Am spannendsten sind und bleiben jedoch die originalen Fahrkartenautomaten und Bahnhofswaagen von vor 30, 40 oder 50 Jahren sowie das echte Zug-Sekretariat im Bahnhofsbereich und natürlich die gewaltigen, echten Waggons aus dem 19. und 20. Jahrhundert wie die luxuriöse Fürstenbahn mit ihrer pompösen Innenausstattung. Hier tummeln sich auch die meisten Kinder und laufen mit großen Augen um die historischen Züge. Oder jedoch sie sehen sich die stündliche Vorführung der aufwendigen Modelleisenbahn an, die durch eine beeindruckende Miniaturlandschaft düst.

Kibala, DB-Museum Nürnberg
Das Kinderbahnland im DB-Museum in Nürnberg fasziniert Jung und Alt.
Bild: Elsa Herrmann, Neuburg an der Donau

KIBALA – Das Bahnland für Kinder

Für Kinder hat das Eisenbahnmuseum aber auch noch eine ganz besondere Überraschung im zweiten Obergeschoss: Das KInder BAhnLAnd, wo die Kleinen auf 1.000 m² spielen, entdecken, ausprobieren und sogar selbst Bahnfahren können, mit der 5-Zoll-Kleinbahn durch Brücken, Tunnels und Bahnübergänge.

Das Eisenbahnmuseum ist insgesamt eine Ausstellung, die kurzweilig und spannend ist und alle Zielgruppen ansprechen sollte. Wer gemütlich durchs Museum schlendert, sollte nach anderthalb bis zwei Stunden durch sein und viel mitgenommen haben – eine Informationsflut bekommt der Besucher hier nicht, sondern sorgfältig ausgewählte Darstellungen verschiedenster Art, die insgesamt einen tollen Überblick über die Geschichte der Eisenbahn und die parallelen Einwicklungen in Deutschland geben.

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