Eisenbahn-Geschichte: Rad, Schiene, Dampfmaschine

Eisenbahn-Geschichte: Rad, Schiene, Dampfmaschine

Die Eisenbahn-Geschichte ist geprägt von einzelnen technischen Meilensteinen wie Rad, Schiene und Dampfmaschine sowie der späteren Elektrifzierung, ohne die die Bahn niemals ihre „bahn“brechenende Wirkung auf die Gesellschaft gehabt hätte.

Das Rad – eine der ältesten Transporthilfen

Schon in der Steinzeit verstanden die Menschen, die Radtechnik für ihre Zwecke zu nutzen: Die ältesten Räder, die gefunden worden sind, sind ungefähr 5400 Jahre alt. Die Erfindung entstand aus der Herausforderung, massive Gegenstände zu transportieren. Mit Hilfe von Rädern konnten die Menschen den Reibungswiderstand der Gegenstände verringern.

Eisenbahner-Romantik - Erfindung des Rades
Eisenbahner-Romantik pur: ohne die Erfindung des Rades käme die Kraft aus dem Dampfkessel nicht auf die Gleise. | Bildquelle: Lothar Krause / pixelio.de

Schienen – Stabile Transport­wege auch abseits von Straßen

Auch die Geschichte der Schienen hat ihre Wurzeln schon in einem frühen Stadium der Gesellschaft: Schon in der Antike hatten die Menschen gemerkt, dass es sinnvoll war, ihre Wagen durch Spurrillen anderer zu ziehen, da sie so besser vor dem Umkippen geschützt waren. Schon früh begannen Völker damit, solche Spurrillen künstlich anzulegen. Bei den alten Ägyptern und Griechen sind Überreste solcher Spuren gefunden worden, die längste Spurrillen-Strecke war ungefähr sechs bis 8,5 km lang und befand sich bei Korinth in Griechenland.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Schienentechnik immer ausgereifter: Im späten Mittelalter zogen Menschen ihre Wagen schon über Holzgleise, die auch dort verlegt werden konnten, wo es keine Straßen gab. Bis Gleise jedoch stabil genug waren und eine zumindest landesweit einheitliche Normalspur aufwiesen, um auch massives Gewicht zu transportieren, sollte es noch einige hundert Jahre dauern.

Die Dampfmaschine – Das Wahrzeichen der industriellen Revolution

Die für die Eisenbahn bahnbrechendste Erfindung war die Dampmaschine, die erste automatische Antriebsmaschine. Vorher konnten Maschinen und Instrumente nur durch natürliche Kräfte angetrieben werden: Windkraft, Wasserkraft, die Kraft von Menschen und Tieren. Die Dampfmaschine jedoch arbeitete mit einer Technik, bei der aus der Erhitzung von Wasser Energie geschöpft werden konnte. Dies funktionierte folgendermaßen: Über einem zylinderförmigen Gefäß wurde ein Kolben angebracht, das Gefäß wurde unter dem Kolben mit Wasserdampf gefüllt, der den Kolben nach oben drückte. Um ihn wieder herunter zu befördern, wurde der Zylinder mit kaltem Wasser gefüllt, damit der Dampf abkühlte und kondensierte, wodurch Unterdruck entstand. Dieser zog den Kolben nach unten. Eine Auf- und- Abbewegung war dadurch geschaffen.

Bereits im frühen 18. Jahrhundert versuchten sich einige Wissenschaftler am Entwicklung von Geräten, die ähnlich funktionierten wie die Dampfmaschine, doch die Maschinenbautechnik war damals noch nicht weit genug entwickelt und die damaligen Maschinen wiesen Mängel auf und arbeiteten mit großen Energieverlusten.

Letztendlich war es dann James Watt aus Schottland, der als Erfinder der Dampfmaschine in die Geschichte einging. Er hatte auf Grundlage der zuvor entwickelten Geräte gearbeitet und nach einer Technik gesucht, mit der die Dampfkraft ohne große Energieverluste genutzt werden konnte, denn  die Kondensation des Dampfes kostete sehr viel Energie. Watt erfand den Kondensator, ein vom Zylinder getrenntes, kühlendes Gefäß. Der Zylinder musste nicht mehr ständig aufgeheizt und abgekühlt werden.

Die Eisenbahn-Geschichte – eine Kombination revolutionärer Erfindungen

Eine Kombination aus Schienen, Rädern und der Dampfmaschine war dann schließlich die erste Eisenbahn. Die Idee hatte der der Brite Richard Trevithick im Jahr 1804: Er stellte eine kleine Dampmaschine auf einen beräderten Untersatz und ließ diesen auf Schienen fahren.

Die Schienentechnik jedoch war damals noch nicht ausgereift und zu instabil, als dass sich tatsächlich ein Transportmittel für schwere Güter und Personen daraus hätte entwickeln können. Erst als sie im Jahr 1825 durch George Stephenson verbessert worden ist, waren die Weichen für die Eisenbahn endgültig gestellt. Auf diesen führt auch die Spurbreite der Normalspur von 1435 mm (4′ 8,5″) zurück, die deshalb auch Stephenson-Spur genannt wird. Die erste Eisenbahn fuhr zwischen den Städten Stockton und Darlington, eine Strecke von 40 Kilometern.

Zehn Jahre später war es dann auch in Deutschland soweit: 1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth auf einer 6 km langen Strecke (Fahrtzeit rund 9 Minuten). Die Strecke Nürnberg – Fürth wurde über 20 Jahre lang mit der aus England von Stephenson importierten Dampflokomotive Adler befahren. Ein Nachbau befindet sich im DB-Museum in Nürnberg.

Museumszug mit der Lokomotive Adler am Nürnberger Güterbahnhof
Der „Adler“-Nachbau aus dem DB-Museum auf der Strecke. | Bildquelle: Waldtraud Weber / Deutsche Bahn AG

Etwas später als in England wurde die Eisenbahn in den folgenden Jahren zu dem bedeutendsen Wirtschaftsfaktor ihrer Zeit, sowohl im Hinblick auf die Möglichkeiten, die sie bot als auch auf die zahlreichen neuen Arbeitsplätze, die der Bau von Wagen und Strecken schuf. In Deutschland hatte der Eisenbahnbau damals von allen Wirtschaftszweigen die größte Anzahl an Arbeitskräften. Wohlhabende Bevölkerungskreise nutzten den Boom der Bahn durch den Kauf von Eisenbahnaktien: Nie zuvor hatten Aktien eine größere Rolle gespielt.

Zweifelsohne war die Eisenbahn eine der wichtigsten Errungenschaften der neuzeitlichen Gesellschaft und trieb die Industrialisierung wie kaum eine andere Erfindung voran. Die Transportgeschwindigkeiten stiegen enorm: Mit Pferdewagen waren 30 Kilometer eine erfolgreiche Tagesstrecke, doch schon die ersten Fernbahnen um das Jahr 1850 konnten 400 Kilometer am Tag zurücklegen und sehr viel mehr Material transportieren. Alles ging schneller und letztendlich entwickelten sich viele kleinere Städte zu Großstädten, nachdem sie eine Eisenbahnverbindung erhalten hatten.

Museumsfahrzeuge bei der Brockenbahn im Harz
Museumsfahrzeuge wie hier bei der Brockenbahn im Harz lassen Eisenbahn-Geschichte lebendig werden. | Bildquelle: luise / pixelio.de

 

Quellen:

Ein Kommentar

  1. Ich habe schon davon gehört, dass in Deutschland der Eisenbahnbau damals von allen Wirtschaftszweigen die größte Anzahl an Arbeitskräften hatte. Heutzutage werden Dampfkessel eher in der Industrie verwendet und nicht mehr für den Verkehr. Auch die Anzahl der benötigten Arbeitskräfte hat sich stark verringert.

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