Erzbergwerk Ramsbeck Außenansicht

Erzbergwerk Ramsbeck: auf Schienen unter Tage im Sauerland

Tief im Sauerland, im beschaulichen Ort Ramsbeck, verbirgt sich eine der faszinierendsten Industriegeschichten Nordrhein-Westfalens.



Das Erzbergwerk Ramsbeck, heute als Sauerländer Besucherbergwerk bekannt, blickt auf eine über tausendjährige Tradition des Erzabbaus zurück und gewährt heute Millionen von Besuchern einzigartige Einblicke in die Welt unter Tage.

Von mittelalterlichen Anfängen zur modernen Industrie

Förderwagen aus dem 18. Jahrhundert, genannt "Spuntnagelhund"
Der im Industriemuseum ausgestellte Förderwagen aus dem 18. Jahrhundert heißtin der Sprache der Bergleute „Spuntnagelhund“.

Die Geschichte des Ramsbecker Bergbaus reicht weit in die Vergangenheit zurück. Archäologische Forschungen datieren die ältesten Spuren des Bergbaus am Ramsbecker Bastenberg ins 14. Jahrhundert, während schriftliche Belege den Abbau von Blei und Zink bereits für das Jahr 1518 urkundlich bezeugen. Die charakteristischen Senken rund um Ramsbeck, die noch heute in der Landschaft zu erkennen sind, zeugen von den primitiven Bergwerken des späten Mittelalters.

Was einst mit einfachsten Mitteln begann, entwickelte sich über die Jahrhunderte zu einem bedeutenden Industriezweig. Die Lagerstätte Ramsbeck erwies sich als außergewöhnlich mineralreich – Wissenschaftler haben mehr als 150 verschiedene Minerale identifiziert, darunter wertvolle Blei-, Zink- und Silbererze, die das Dorf im Valmetal über Jahrhunderte prägten.

Lohnhalle in der Eingangshalle des Industriemuseums
In der Lohnhalle gibt es heute Vorträge zur Industriegeschichte des Sauerlandes.

Technologischer Wandel unter Tage

Die Entwicklung der Bergbautechnologie in Ramsbeck spiegelt den industriellen Fortschritt wider wie kaum ein anderer Ort. Von den mittelalterlichen Schlägel und Eisen, mit denen die ersten Bergleute mühsam das Gestein bearbeiteten, bis hin zu den großen Bohrmaschinen des 20. Jahrhunderts – jede Epoche hinterließ ihre technischen Spuren.

Besonders eindrucksvoll zeigt sich dieser Wandel in der Bergbautechnik des 20. Jahrhunderts. Während früher das Feuersetzen – eine Technik, bei der Gestein durch Erhitzen und anschließendes Abkühlen gesprengt wurde – dominierte, brachte die Maschinisierung des Bergbaus eine völlig neue Dimension. Elektrische Grubenbahnen, moderne Bohrwagen und ausgeklügelte Fördersysteme revolutionierten die Arbeitsabläufe unter Tage.

Grubenwagen unter Tage
Grubenwagen unter Tage im Erzbergwerk Ramsbeck

Der Blindschacht, der beeindruckende 420 Meter in die Tiefe führt, und die riesigen unterirdischen Anlagen der letzten Betriebsphase in den 1950er bis 1970er Jahren verdeutlichen die technische Meisterleistung, die der moderne Bergbau darstellte.

Das Ende einer Ära und ein neuer Anfang

Am 31. Januar 1974 endete eine über tausendjährige Tradition: Das Erzbergwerk Ramsbeck wurde aufgrund wirtschaftlicher Unrentabilität geschlossen. Als die letzten Kumpel das Bergwerk verließen und sich in der Kaue – dem Umkleide- und Waschraum – ein letztes Mal den Schmutz von unter Tage abwuschen, ahnte niemand, welche Erfolgsgeschichte der Grube noch bevorstehen würde.

Noch im gleichen Jahr 1974 wurde das stillgelegte Bergwerk für Besucher geöffnet – eine visionäre Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte. Aus dem Ende des aktiven Bergbaus wurde der Beginn einer neuen Geschichte als Besucherbergwerk und lebendiges Industriedenkmal.

Elektrische Grubenbahn im Bahnhof des Erzbergwerks Ramsbeck
Die Besucher fahren mit der elektrischen Grubenbahn in den Stollen des Erzbergwerks Ramsbeck.

Heute zählt das Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck zu den bedeutendsten Bergbaumuseen Deutschlands. Über 3,7 Millionen Menschen haben seit der Eröffnung die faszinierende Unterwelt besucht, jährlich kommen rund 50.000 Gäste. Seit 2024 gehört das Museum als LWL-Museum Erzbergwerk Ramsbeck zum Verbund der Museen für Industriekultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Der Besuch beginnt mit einer unvergesslichen Fahrt: Die elektrische Grubenbahn rumpelt klappernd durch den dunklen Eickhoffstollen 300 Meter tief in den Dörnberg hinein. Diese 1,5 Kilometer lange Einfahrt ist bereits ein Highlight für sich und vermittelt den Besuchern einen authentischen Eindruck von der Arbeitswelt der Bergleute.

Werkstatt des Bergwerks
Werkstatt des Bergwerks

In der ehemaligen Kaue, wo noch immer die charakteristischen Röhren unter der Decke hängen, in denen die Bergmänner ihre Kleidung aufbewahrten, wird Geschichte lebendig. Die Ausstellung präsentiert die gesamte Bandbreite der tausendjährigen Bergbaugeschichte Ramsbecks – von mittelalterlichen Werkzeugen bis zur Bergbautechnik des 20. Jahrhunderts.

Besonders beeindruckend ist die Vorführung des Bohrwagens unter Tage, die den Besuchern eine realistische Vorstellung von den Arbeitsbedingungen der letzten Betriebsjahre vermittelt. Die mühseligen Bedingungen, unter denen in den 1950er bis 1970er Jahren Blei- und Zinkerze abgebaut wurden, werden durch erfahrene Bergführer anschaulich erklärt.

Bedeutung für die Region und darüber hinaus

Das Erzbergwerk Ramsbeck steht beispielhaft für die bergwirtschaftliche Bedeutung der gesamten Region Südwestfalen und ihren erfolgreichen Strukturwandel. Als Erzbergwerk bildet es ein wichtiges Pendant zu anderen Industriedenkmälern und schließt eine bedeutende Lücke im Themenspektrum der westfälischen Industriegeschichte.

Diesellokomotive A4M 517
Diesellokomotive A4M 517

Die erfolgreiche Transformation von einem aktiven Bergwerk zu einem lebendigen Museum zeigt, wie Industriekultur bewahrt und gleichzeitig für zukünftige Generationen erfahrbar gemacht werden kann. Das Bergwerk ist nicht nur ein Zeugnis vergangener Zeiten, sondern auch ein Symbol für den gelungenen Wandel einer ganzen Region.

Ein Blick in die Zukunft

Mit der Integration in den LWL-Museumsverbund eröffnen sich für das Ramsbecker Bergwerk neue Perspektiven. Die systematische wissenschaftliche Aufarbeitung der Sammlung und die Erweiterung der Forschung zum Ramsbecker Bergbau werden das Museum weiter stärken. Gleichzeitig bleibt es seiner Mission treu: als authentischer Ort der Industriegeschichte die faszinierende Welt des Bergbaus für alle Altersgruppen erlebbar zu machen.



Das Erzbergwerk Ramsbeck ist mehr als nur ein Museum – es ist ein Fenster in eine Welt, die unsere Region über tausend Jahre lang geprägt hat und deren technische Errungenschaften und menschlichen Geschichten auch heute noch faszinieren und begeistern.

Das Sauerländer Besucherbergwerk Ramsbeck ist ganzjährig geöffnet und bietet neben den regulären Führungen auch besondere Veranstaltungen wie das beliebte Gruben-Light-Dinner in 300 Meter Tiefe an.

Das ehemalige Bergwerk ist heute ein Indstriemuseum.
Seit 1974 ist das stillgelegte Bergwerk ein Industriemuseum.

Quellen: